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Feuchtgebiete

Die Rolle der Feuchtgebiete in der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)

WRRL-Sonderinfo 2011: Wetlands for Clear Water

Themen:
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Warum Feuchtgebiete? – Hintergründe
+ Anlage von Feuchtgebieten in der Landwirtschaft – Erfahrungen aus Schweden
+ Restaurierungsprogramme für Feuchtgebiete in Deutschland
+ Länderberichte aus Polen und Litauen
+ Schlussfolgerungen der GRÜNEN LIGA Konferenz, Position zu Feuchtgebieten

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Warum Feuchtgebiete? - Hintergründe

Feuchtgebiete lassen sich als "Nieren der Landschaft" betrachten, da sie das Wasser filtern und den Wasserhaushalt im Gleichgewicht halten. Im Zusammenhang mit dem Management der Einzugsgebiete der Ostseezuflüsse können Feuchtgebiete eine wichtige Rolle für die Reduzierung diffuser Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft spielen. Dies kommt in einer Reihe von Richtlinien für den Schutz von Wasser und Meer zum Ausdruck: von der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) über den HELCOM Ostsee-Aktionsplan bis zur jüngsten EU-Strategie für den Ostseeraum. Obwohl die Bewirtschaftung von Feuchtgebieten zu verschiedenen Richtlinien gehört, findet sie auf strategischer Ebene, wie in den Bewirtschaftungsplänen der Ostseezuflüsse, nicht genügend Anwendung. Es besteht dringender Bedarf an strategisch abgeleiteten Zielsetzungen und Konkretisierungen.

Die Eutrophierung stellt zusammen mit der Überfischung das größte Umweltproblem der Ostsee dar. Die Ostseezuflüsse führen große Mengen an Nährstoffen mit sich. Etwa 70 Prozent des eingetragenen Stickstoffs und 44 Prozent des Phosphoreintrags stammen aus diffusen Quellen, vor allem aber aus Landwirtschaftsflächen. Die daraus entstehende Eutrophierung der Küsten- und Meeresgewässer führt zur Algenblüte mit einer Verschlechterung der Meereslebensräume infolge drastisch verringerter Wassertransparenz und Sauerstoffverlust. Der HELCOM Ostsee-Aktionsplan nennt als Zielstellung eine "Ostsee ohne Eutrophierung" und spricht in seinem Programmziel "Clear Water" den Handlungsbedarf an.
Die Anreicherung von Grundwasser, Flüssen, Seen und Küstengewässern mit Nährstoffen stellt in ganz Europa ein ernsthaftes Umweltproblem mit ökologischer, wirtschaftlicher und soziokultureller Dimension dar. Die Konferenz "Wetlands for Clear Water" der GRÜNEN LIGA am 24. März 2011 in Greifswald befasste sich mit der Frage, wie sich in Deutschland, Polen und den anderen Ostseeanrainerstaaten das Management von Feuchtgebieten für das Erreichen des Clear-Water-Ziels einsetzen lässt, das Teil des HELCOM Ostsee-Aktionsplans ist. Die Vorträge und Konferenzdokumente finden Sie
hier.

Grafik: Mit Ausnahme der offenen Bottenwiek und abgesehen von bestimmen Küstengebieten im Golf von Bottenwiek war die ganze Ostsee in den Jahren 2003 - 2007 von Eutrophierung betroffen (HEAT: HELCOM Eutrophication Assessment Tool).

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Schlussfolgerungen der GRÜNEN LIGA Konferenz, Position zu Feuchtgebieten

1. Feuchtgebiete sind für die Nährstoffreduzierung in der Ostsee unerlässlich
Entwässerung, Abbau und nicht angepasste Bewirtschaftung von Feuchtgebieten fügen der Ostsee erheblichen Schaden zu. Mehr als 90 Prozent aller Sumpfgebiete der Region wurden in Landwirtschaftsflächen umgewandelt, die große Mengen an Nährstoffen und CO2 Die Wiedervernässung von Niedermooren ist notwendig, damit die weitere Torfmineralisierung gestoppt und langfristig deren wichtige ökologische Funktion als Nährstofffilter wiederhergestellt werden kann ("von der Quelle zur Senke"). Damit die Rückhaltekapazität von Feuchtgebieten zielgerichtet genutzt werden kann, müssen Feuchtgebiete als fester Bestandteil der Agrarlandschaft restauriert und angelegt werden.

2. Maßnahmen für Feuchtgebiete benötigen eindeutige Prioritäten
Der Schutz intakter Feuchtgebiete muss bei den Maßnahmen für Feuchtgebiete grundsätzlich an erster Stelle stehen. Danach folgen die Restaurierung/ Wiedervernässung degradierter Feuchtgebiete zusammen mit einer angepassten Flächennutzung und schließlich die Anlage neuer Feuchtgebiete.

3. Damit Strategien für Feuchtgebiete wirksam sind, ist eine Kombination aus Verfahren und Ansätzen aus mehreren Bereichen notwendig:
Feuchtgebietsstrategien erfordern eine Kombination aus mehreren Verfahrensinstrumenten:

  • Führungs- und Kontrollmaßnahmen;
  • Korrektur nachteiliger Wirtschaftsanreize (besonders in der Gemeinsamen Agrarpolitik);
  • wirtschaftliche Anreize (zum Beispiel im Rahmen von Agrar-/ Umweltprogrammen);
  • Planungsinstrumente (insbesondere Bewirtschaftungspläne für Flusseinzugsgebiete);
  • Kommunikation und Information

4. Feuchtgebietsstrategien in die Bewirtschaftungsplanung von Flusseinzugsgebieten integrieren!
Die unzureichende Einbeziehung von Feuchtgebieten ist ein wesentlicher Mangel in den ersten Flussgebietsbewirtschaftungsplänen nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Im Allgemeinen erfasst die Bewirtschaftungsplanung nur die zu den Standorten der Natura 2000 gehörenden Feuchtgebiete. Diese Praxis wird von Umweltverbänden schon lange Zeit kritisiert und ist besonders hinsichtlich der Kapazität von Feuchtgebieten zur Nährstoffrückhaltung ungeeignet. Des Weiteren wurden keine oder nur sehr wenige konkrete Maßnahmen für Feuchtgebiete in die Pläne aufgenommen, wovon sich keine speziell mit der Nährstoffreduzierung befasst. Die bessere Einbeziehung von Feuchtgebieten in die Bewirtschaftungspläne für Flusseinzugsgebiete ist daher eine der wichtigsten Anforderungen der zweiten Planungsrunde. Die zweiten Bewirtschaftungspläne für Flusseinzugsgebiete müssen Strategien integrieren, die Feuchtgebiete für den Wasser- und Meersschutz einsetzbar machen: Es darf nicht vergessen werden, dass der Schutz und die Rehabilitierung von Feuchtgebieten in den Vorbemerkungen der Ziele sowie in Artikel 1 der Wasserrahmenrichtlinie genannt und in den ergänzenden Maßnahmen in Anhang VI ausdrücklich aufgeführt sind. Die Eigenschaften von Feuchtgebieten bei der Nährstoffrückhaltung werden bei der Umsetzung der Meeresstrategie Rahmenrichtlinie (MSRL) eine wichtige Rolle spielen müssen.

5. Die hohe Kostenwirksamkeit von Feuchtgebieten nutzen!
Die Bewertung verschiedener Feuchtgebietprojekte hat gezeigt, dass Feuchtgebiete äußerst kostenwirksame Maßnahmen zur Nährstoffrückhaltung sein können. Dies besitzt für die Verwirklichung der WRRL und der MSRL hohe Relevanz. Die bei der Konferenz vorgelegten Berechnungen zeigen, dass Feuchtgebiete insbesondere im Vergleich zu Investitionen in städtische Abwasser-Infrastrukturen (ein Beispiel aus Schleswig-Holstein, Deutschland) sehr kosteneffizient sein können und hinsichtlich der Kosten auch den Vergleich mit anderen Methoden, wie dem Anbau von Zwischenkulturen und der Frühjahrsbodenbearbeitung (ein Beispiel aus Schweden) nicht scheuen müssen. Die Effizienz von Feuchtgebieten hängt stark von einer guten Planung, insbesondere der Planung ihres Standorts im Einzugsgebiet ab. Bei einer umsichtigen Planung sind Feuchtgebiete hinsichtlich des Nährstoffrückhalts effizienter als Gewässerrandstreifen, da sie eine höhere Rückhaltekapazität besitzen und daher weniger Fläche benötigen. Gewässerrandstreifen tragen wiederum wesentlich zur Biotopvernetzung bei.

Foto: Blaualgenblüte in der Ostsee, Sommer 2010; Quelle: ESA - European Space Agency

6. Die umfassenderen Umweltvorteile von Feuchtgebieten berücksichtigen!
Die Einschätzung von Vorteilen der Restaurierung von Feuchtgebieten muss den sich bietenden mehrfachen Umweltnutzen hinsichtlich Klima, Biodiversität und Wasserhaushalt berücksichtigen. Darüber hinaus sind bei der umfassenden Kosten-/ Nutzenanalyse zur Restaurierung oder Anlage von Feuchtgebieten die, insbesondere durch CO2 Emissionen verursachten, sozialen Kosten einer fortgesetzten Entwässerung von Feuchtgebieten zu quantifizieren. Zur Planung muss die Priorisierung der Maßnahmen nach Mehrfachnutzen gehören.

7. Die Agrarpolitik für eine bessere Bewirtschaftung von Feuchtgebieten anpassen und neu gestalten!
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU bietet für Feuchtgebiete sowohl Risiken als auch Chancen. Negative Anreize verstärken den Druck der Landwirtschaft auf Feuchtgebiete und überwiegen die positiven Elemente der Agrarpolitik bei weitem. Die derzeitigen Finanzierungssysteme der GAP (flächenbezogene Zahlungen der "Ersten Säule") erzeugen ein künstliches Interesse an Grenzertragsböden. Die Schaffung von Feuchtgebieten und ein angepasstes Management müssen in die Agrar-/ Umweltprogramme der Mitgliedsstaaten aufgenommen werden ("Zweite Säule" der GAP).

8. Von Schweden lernen: von Feuchtgebieten in die Agrarlandschaft integrieren!
Die Erfahrungen aus Schweden veranschaulichen die Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Feuchtgebietsstrategien:

  • strategische Zielvorgaben
  • freiwillige Beteiligung der Landwirte
  • ausreichende Finanzmittel (Erstellung und Management von 20-Jahresverträgen für Landwirte)
  • fachliche Beratung/ Planung
  • Management von Feuchtgebieten im Zusammenhang mit Einzugsgebieten integriert in die Bewirtschaftung der Flusseinzugsgebiete

9. Bestehende "ökohydrologischer" Planungs- und Managementwerkzeuge nutzen!
Insbesondere angelegte Feuchtgebiete können einen End-of-Pipe-Charakter besitzen und sind daher in die Gesamt-Strategie zur Nährstoffreduzierung zu integrieren. Hinsichtlich der Nährstoffbelastung der Ostsee bieten Feuchtgebiete in Küstennähe das größte Rückhaltepotential. D. Zak: "Abgesehen von Unsicherheiten hinsichtlich der Restaurierungszeiten benötigen wir mehr Kenntnisse zur Beantwortung der Frage: Wie viele Niedermoore müssen wiedervernässt werden, damit die hohe, diffuse Verschmutzung von Wasserläufen entschärft werden kann?"
Restaurierung braucht Zeit. Auf Ebene der Landschaftsplanung bedarf es weiterer Voruntersuchungen, um die Wiedervernässungsfläche zu bestimmen die nötig sind, um eine bestimmte Zielgröße bei der Reduktion des Nährstoffeintrags aus diffusen Quellen zu erreichen.

10. Feuchtgebietsstrategien mit wirtschaftlichen Instrumenten unterstützen!
Um dieses Thema im Planungsprozess ansprechen zu können, sind einige unterstützende Fragen hilfreich:
Könnte eine Entwässerungsabgabe für Moorgebiete ein geeignetes Instrument zur Unterstützung der Rehabilitierung von Feuchtgebieten sein?
Welche neuen Finanzierungsinstrumente könnten hilfreich sein?
Was bietet das Konzept des Wetland Banking als wirtschaftliches Werkzeug für die effiziente Zuweisung von Feuchtgebieten und kann dieses Instrument in die Agrar-Umweltprogramme integriert werden?

11. Besseres Management von Feuchtgebieten braucht Kommunikation und Information
Es besteht ein großer Bedarf an der Verbreitung des Feuchtgebietskonzepts unter den Akteuren, die an der Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft und dem Umweltschutz beteiligt sind. Um für die Natur und Gesellschaft im Ostseeraum ein besseres Feuchtgebietsmanagement zu erreichen, müssen der Dialog zwischen diesen Hauptbeteiligten gefördert und die Bedeutung von Feuchtgebieten vermittelt werden. Hierzu können Diskussionen auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Regionen, der Informationstransfer sowie Beispiele guter Praxis, Exkursionen und die Präsentation von Modellprojekten und so weiter gehören. Solche Prozesse können auch Behörden und Entscheidungsträger unterstützen sowie die Konsultation und aktive Einbeziehung aller interessierten Stellen in die Politik und Planung eines besseren Wasser- und Feuchtgebietsmanagements fördern.

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Nährstoffretention in Feuchtgebieten - Defizite beim Ostseeschutz

Die Bewirtschaftungsplanung für die Ostseezuflüsse berücksichtigt die Möglichkeiten des Nährstoffrückhalts in Feuchtgebieten und Mooren nur unzureichend. Die Entwürfe der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für die Flussgebietseinheiten Schlei-Trave, Warnow-Peene und Oder benennen die Nährstofffrachten als gravierendstes Problem der Küstengewässer. Die nun für den ersten Bewirtschaftungszeitraum festgelegten Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung der Einträge reichen aber - wie auch im Elbegebiet (vgl. WRRL-Info 17 und 18) - bei weitem nicht aus, um chronisch verfehlte internationale Ziele zu erreichen. Die Wiedervernässung von Feuchtgebieten und Niedermooren wird zwar als ein zentraler Ansatzpunkt benannt. In den Maßnahmentabellen findet sich jedoch keine entsprechende Maßnahme wieder. Kurz wird auf die Moorschutzprogramme der Bundesländer verwiesen. Im Rahmen des Moorschutzkonzepts Mecklenburg-Vorpommern aus dem Jahr 2000 wurden bis 2008 rund 18.000 Hektar Niedermoore in Talniederungen und Waldmoore wiedervernässt und auf weiteren 11.500 Hektar extensive Grünlandnutzung bei hohen Wasserständen eingeführt. Das Konzept wird derzeit fortgeschrieben, mit einem Fokus auf die Klimaschutzwirkung. Die WRRL verzeichnet in Anhang VI (Teil B) auf der nichterschöpfenden Liste ergänzender Maßnahmen als siebten Punkt explizit die Neuschaffung und Wiederherstellung von Feuchtgebieten. Der gut hundert Punkte umfassende standardisierte Maßnahmenkatalog der LAWA, auf den auch die Bewirtschaftungspläne der Ostseezuflüsse zurückgreifen, benennt dagegen zwar eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung diffuser landwirtschaftlicher Einträge sowie "Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung infolge Landentwässerung", die Wiedervernässung oder Anlage von Feuchtgebieten wird jedoch nicht explizit aufgeführt - ein Hinweis auf die bisherige Relevanz dieser Maßnahme. Aufschlussreich ist schließlich, dass auch die breit angelegten Strategischen Umweltprüfungen zu den Maßnahmenprogrammen nicht nur keine Maßnahmentypgruppe Wiedervernässung oder ähnliches kennen, sondern in der Betrachtung der Ursache-Wirkungs-Beziehungen der Maßnahmen überhaupt keinerlei Fundstellen für die Begriffe "Feuchtgebiete", "Moore" oder "Wiedervernässung" aufweisen.Fazit: Eine tatsächliche Implementierung der für die Nährstoffreduzierung der Ostsee längst als besonders wichtig erkannten Maßnahmenoption "Anlage und Wiedervernässung von Feuchtgebieten und Niedermooren" findet in den Bewirtschaftungsplänen und Maßnahmenprogrammen offenbar nicht statt. Es besteht dringender Bedarf, die großen Potentiale des Feuchtgebietsmanagements stärker in die Diskussion einzubringen, konkrete Ziele zu formulieren und diese auch durch geeignete Maßnahmen zu erreichen, wie zuletzt auch in der EU-Strategie für den Ostseeraum niedergelegt.

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Zustand der Flussauen in Deutschland

Im Oktober 2009 legte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) den Auenzustandsbericht - Flussauen in Deutschland vor.

Angesichts der herausragenden Bedeutung der Flussauen für die heimische Biodiversität und die großräumige Vernetzung von Lebensräumen, für die Fischfauna und den Stoffhaushalt der Flüsse, ist diese bundesweit angelegte Bestandsaufnahme ein wirklicher Meilenstein.

Der Bericht bilanziert den Verlust von Überschwemmungsflächen an den großen Flüssen Deutschlands, der sich bundesweit auf rund zwei Drittel beläuft. Aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen - in erster Linie Deichbauten - kann nur noch ein Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen bei großen Hochwasserereignissen überflutet werden - an Rhein, Elbe, Donau und Oder sogar nur 10 bis 20 Prozent. Die Talräume eines Flusses, die vor menschlichen Eingriffen für Überflutungen erreichbar waren, werden als morphologische Aue bezeichnet. Der heute dauerhaft abgetrennte Anteil gilt als Altaue, der verbleibende Anteil (zwischen den Deichen) als rezente Aue.

Die Bewertung des Zustandes der rezenten Auen erfolgt analog zum System der Wasserrahmenrichtlinie in fünf Klassen und betrachtet den Grad der Veränderung gegenüber einem potentiell natürlichen Leitbildzustand anhand der Kriterien:

  • Morphodynamik, Auenrelief und Auengewässer
  • Hydrodynamik, Abfluss und Auengewässer
  • Vegetation und Flächennutzung.

Die Bewertung verknüpft also Aussagen zum Grad der Abkopplung der Aue vom Überflutungsregime durch Gewässerausbau und/oder Hochwasserschutz und Überflutungspotential, zu Ausbaugrad, Profilierung und Aufstau (Staubauwerke sind jedoch nicht in der Karte verzeichnet) sowie zu Intensität und Art der Flächennutzung. In die zusammenfassende Bewertung gehen zusätzlich die Merkmale Rückstaubeeinflussung als Malus und der Wert zusammenhängender naturnaher Auenstandorte, die "Konnektivität", als Bonus ein. Die Ergebnisse zeigen:

  • Bundesweit sind 54 Prozent der Flächen in den rezenten Flussauen weitgehend oder völlig von Überflutungen abgekoppelt (stark und sehr stark verändert).
  • Nur 10 Prozent der Auen befinden sich in einem guten ökologischen Zustand (nur ein Prozent sind sehr gering verändert und neun Prozent sind gering verändert), 90 Prozent sind deutlich bis sehr stark verändert.
  • Mäßig veränderte Auen, also rund ein Drittel, haben grundsätzlich das größte Potential für Renaturierungen.

Als Fazit formuliert das BfN den dringenden Handlungsbedarf, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Dies korrespondiert natürlich auch mit der zentralen Forderung More space for living rivers der europäischen Umweltverbände an die Umsetzung der WRRL. Das BfN mahnt an, die natürliche Dynamik und die ökologische Schwankungsbreite der Auen zu nutzen: "Intakte Auenlandschaften sind aufgrund ihrer Anpassung an wechselnde Wasserverhältnisse, die von Überschwemmungen bis zu trockenen Verhältnissen reichen, zur Abpufferung der Auswirkungen des Klimawandels (mögliche Häufung von Überflutungen und Niedrigwasserperioden) bestens geeignet." Um in den Bewirtschaftungsplänen gemäß WRRL Berücksichtigung zu finden, kommt der Bericht allerdings zu spät.

Der Auenzustandsbericht kann kostenlos als Broschüre über bmu@broschuerenversand.de bezogen werden und steht auf der Internetseite als Pdf-Datei zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Unter dem Titel "Flussauen in Deutschland - Erfassung und Bewertung des Auenzustands" werden die dem Bericht zugrundeliegenden Forschungsergebnisse in der BfN-Schriftenreihe "Naturschutz und Biologische Vielfalt" veröffentlicht. Vorgesehen ist auch die Einrichtung eines Online-Kartendienstes "Flussauen in Deutschland" auf www.bfn.de.

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Auen und andere schützenswerte Gebiete WRRL

Zu dem Thema "Naturschutz in der Wasserrahmenrichtlinie" erhalten Sie weitere Informationen in den Handbüchern: "Die EG-Wasserrahmenrichtlinie – Grundlagen- und Praxisbeiträge der GRÜNEN LIGA-Seminarreihe".

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Relevanz der Wasserrahmenrichtlinie für Auen

Das Bundesamt für Naturschutz veröffentlichte im Juli 2003 ein Positionspapier zur "Relevanz der Wasserrahmenrichtlinie für Flussauen aus naturschutzfachlicher Sicht". Es ist zugleich der Zwischenbericht eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens an der südlichen Oberrheinniederung und der Unteren Havelniederung.

Für die gemeinsamen Handlungsfelder von Naturschutz und Wasserwirtschaft bei der Umsetzung der WRRL werden naturschutzfachliche Empfehlungen gegeben. Hierzu gehören Kriterien zur Einbeziehung von Ufer- und Auenbereichen in die Ausweisung der Oberflächenwasserkörper und zur Notwendigkeit von Maßnahmen, wie der Wiederanbindung oder Strukturverbesserung der Auen. Schon bei der Beschreibung der Referenzbedingungen für einen Gewässertyp muss der gesamte Formenschatz der Aue berücksichtigt werden, sofern ein signifikanter Einfluss auf den Wasserkörper gegeben ist.
Auen sind demnach "insoweit Teil des Wasserkörpers, als ihnen direkt Bedeutung für die Ausprägung der biologischen Qualitätskomponenten zukommt, etwa als Laichplatz oder Lebensraum für Jungfische."

Kritisch sehen die Autoren die Empfehlungen der LAWA zur Beurteilung der Gewässerstruktur. Diejenigen Beeinträchtigungen der Hydromorphologie, die das Erreichen der Qualitätsziele für ein Gewässer gefährden, werden nach Maßgabe der LAWA-Arbeitshilfe nicht in ausreichendem Umfang ermittelt. Hier besteht Verbesserungsbedarf bei den Kartierverfahren. Das Papier steht hier (662 KB) zum Download zur Verfügung.

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Wetlands guidance

Das Europäische Umweltbüro EEB und der WWF haben ein Papier (word-Dokument, 248 KB) vorgelegt, das als Grundlage zur Erarbeitung einer EU-Leitlinie (guidance paper) zum Thema Feuchtgebiete und Wasserrahmenrichtlinie dient. Die Wasserdirektoren der EU-Mitgliedsländer entschieden auf ihrer Novembersitzung 2002 darüber.

Den abschließenden Entwurf des "Wetlands Horizontal Guidance"-Papers vom 1. August 2003, der von der EU im Rahmen der Common Implemtentation Strategy zur Wasserrahmenrichtlinie erstellt wird, steht hier (797 KB) zum Download zur Verfügung.

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