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Pressures and Impacts - Signifikante Belastungen

 

WRRL und Belastungen

Um die europäische Wasserrahmenrichtlinie gezielt umsetzen zu können, müssen die Mitgliedstaaten die maßgeblichen Belastungsfaktoren für die Oberflächen- und Grundwässer sowie deren Ursachen ermitteln. Daraufhin sind die resultierenden Wirkungen zu beurteilen. Diese Analyse ist im Rahmen der Charakterisierung der Flussgebietseinheiten erstmals 2004 durchzuführen.

Eine signifikante Belastung liegt dann vor, wenn begründet vermutet werden kann, dass sie negative Auswirkungen auf den ökologischen Zustand des Gewässers haben könnte. Sie können aus unterschiedlichen Nutzungen des Gewässers an sich und seiner Umgebung sowie des weiteren Einzugsgebietes resultieren.

Um weitgehend sicherstellen zu können, dass die EU-Mitgliedstaaten ein gemeinsames Verständnis darüber haben,

  • was signifikante Belastungen sind,
  • wie Abschätzungen erfolgen können, ob Belastungen groß sind,
  • dass Ziele der WRRL nicht erreicht werden könnten und
  • welche Regeln für die Analyse bestehen,

haben die EU-Wasserdirektoren Ende 2002 eine gemeinsame Leitlinie bezüglich der signifikaten Belastungen beschlossen.
Das gesamte Papier ist derzeit nur in der englischen Version verfügbar, eine deutsche Zusammenfassung vom UBA ist außerdem erhältlich. Zum Download der Papiere bitte auf die Seite
"EU-Arbeitsgruppen" gehen.

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Zu betrachtende Belastungen nach Verursacherbereichen sind vor allem:(Anhang II, Nr.1.4 EU-WRRL)

Die Abgrenzung einer punktuellen von einer diffusen Quelle hängt derzeit von der Frage ab, ob der Verursacher einer Belastung klar ermittelbar ist.

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Punktquellen

Im Allgemeinen werden Quellen von gezielten Belastungen z.B. mittels industrieller oder Siedlungswassereinleitungen, z.T. auch Niederschlagseinleitungen als Punktquellen definiert.

Für die Bewertung der Folgen von eingeleiteten Siedlungsabwässern ist das Verhältnis von Einwohnergleichwerten zum Gewässerabfluss in Abhängigkeit von Fließgeschwindigkeit und Tiefe sowie der verfahrenstechnischen Abbauleistung bei Kläranlagen zu ermitteln. Bei industriellen Einleitungen ist außerdem in jedem Fall eine Einzelbetrachtung der relevanten Schadstoffpalette erforderlich.

Beispiele für Punktquellen:

Quelle

Herkunft

Kläranlagen

Urbanisierung, Industrie

Kühlwassereinleitungen

Industrie

Mischwassereinleitungen

Urbanisierung

Einleitungen aus Regenwasserbehandlungsanlagen

Urbanisierung

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Diffuse Quellen

Der Begriff diffuse Quellen fasst die an den natürlichen Oberflächenabfluss gebundenen Belastungen, z.B. Niederschlagseinleitungen mit Nährstoffausträgen aus landwirtschaftlich genutzten Flächen, zusammen. Die Herkunftsbereiche der Belastungen stellen keine gezielte Gewässernutzung gemäß § 3 WHG dar.

Stoffeinträge aus diffusen Quellen sind für die Eutrophierung der Oberflächengewässer, insbesondere beim Nährstofftransport an Stickstoff und Phosphor aus dem Bundesgebiet in die Meere von zentraler Bedeutung. So dominiert der Eintrag aus diffusen Quellen - insbesondere aus der Landwirtschaft - gegenüber Punktquellen deutlich: gut 2/3 der Gesamtfracht an Stickstoff und Phosphor.

Beispiele für diffuse Quellen:

Quelle

Herkunft

Einleitung von Drainagewasser von landwirtschaftlich genutzten Flächen; Entwässerungseinrichtungen von Straßen, Plätzen, Dächern, sofern sie nicht als Punktquellen behandelt werden

Landwirtschaft, Verkehr, versiegelte Flächen

Wasser aus dem Ablass von Talsperren, Dämmen und Fischteichanlagen

Wasser- und Fischereiwirtschaft

Atmosphärische Deposition nass und trocken

Atmosphäre

Basiszufluss durch Grundwasser

Geologie, Landwirtschaft, alte Industrie- und Militärvorkommen

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Auswirkungen von Nutzungen auf Hydromorphologie und Biologie

Nutzungen
Auswirkungen

Schiff-
fahrt

Hochwas-
serschutz

Wasser-
kraft

LaWi/
ForstWi

Wasser-
versorgung

Urbani-
sierung

Unterbrechung von Durchgängigkeit u. Sedimenttransport

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X

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Veränderungen des Flussquerschnitts

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X

 

X

Abtrennung Flussschlingen, Feuchtgebiete

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Verringerung natürlicher Überschwemmungsflächen

 

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X

 

 

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Reduzierter Abfluss

 

 

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Direkte Schädigung von Flora und Fauna

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X

 

 

 

Künstliches
Abflussregime

 

 

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Veränderungen des Grundwasserspiegels

 

 

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Bodenerosion, Verschlammung

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X

 

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Das internationale Jahr der sanitären Grundversorgung 2009

Die sanitäre Grundversorgung gehört zu den am meisten unterschätzten entwicklungspolitischen Themen. Es wird oft vergessen, dass rund 40 Prozent der Weltbevölkerung, vor allem in Entwicklungsländern, keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung haben. Die Vereinten Nationen (UN) haben sich in ihren Milleniumszielen verpflichtet, diese Zahl bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Das von der GRÜNEN LIGA e.V. am 13. März in Berlin durchgeführte Seminar zum Thema "Abwasserentsorgung und Regenwassermanagement - demographische Entwicklung und internationale Aspekte" sollte anlässlich des UN-Jahres der sanitären Grundversorgung (International Year of Sanitation) 2008 diese Problematik etwas weiter ins öffentliche Bewusstsein rücken (Vorträge des Seminars "Abwasserentsorgung und Regenwassermanagement - demographische Entwicklung und internationale Aspekte").

Das Fehlen von Toiletten hat sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft weitreichende Folgen. Ist es für uns vorstellbar, unsere Notdurft unter den Blicken unserer Nachbarn zu verrichten? Oder für heranwachsende junge Mädchen, die Monatshygiene in einem Fluss hockend vor aller Augen durchzuführen? Doch unter solchen Umständen leben derzeit über 2,6 Milliarden Menschen, nicht nur in entlegenen Teilen der Welt, sondern auch in EU-Ländern wie Rumänien. Für die Gemeinschaft kann dies bedeuten, dass Fäkalien aufgrund überlasteter beziehungsweise nicht vorhandener Abwasserentsorgung die Straßen überschwemmen und durch den direkten Kontakt Krankheiten übertragen werden. Durchfallerkrankungen führen nicht nur zu fehlender Schulbildung, Arbeitsunfähigkeit oder zur Überbelegung von ohnehin knappen Krankenhäusern, sondern sie gelten als häufigste Todesursache für Kinder.

Ein weiteres Problem ist die starke Belastung des Grund- und Trinkwassers mit Nitrat und Keimen aus versickernden Fäkalien. In Anbetracht der Tatsache, dass sich in Entwicklungsländern bis zu 80 Prozent der Erkrankungen auf verschmutztes Trinkwasser zurückführen lassen, ist es gesundheits- und entwicklungspolitisch gesehen der richtige Ansatz, für eine flächendeckende sanitäre Grundversorgung einzutreten.

Die häufige Tabuisierung des Themas prangert Uschi Eid vom United Nations Secretary General's Advisory Board on Water and Sanitation (UNSGAB) an. Dabei ist Sanitärversorgung die beste Präventivmedizin. Jährlich sterben mehr Menschen durch unhygienische Bedingungen als durch bewaffnete Konflikte oder AIDS. Der nach dem ehemaligen Vorsitzenden des UNSGAB benannte Hashimoto-Aktionsplan zielt auf die Umsetzung der Milleniumsziele ab, unter anderem durch Wissenstransfer und durch die Verbesserung der Kommunikation zwischen Politik und Wirtschaft.

Zahlreiche Initiativen gehen vor allem von Nichtregierungsorganisationen aus. So schlägt zum Beispiel die Frauen- und Umweltorganisation Women in Europe for a Common Future (WECF) vor, in wasserarmen, ländlichen Regionen Rumäniens Trockentrenntoiletten als dezentrale, preiswerte und saubere Lösung zu installieren. Dies sei sinnvoller und billiger als entlegene ländliche Gebiete an ein zentrales Leitungssystem anzuschließen. Einige sehr gut funktionierende Referenzprojekte sind bereits umgesetzt. Einen anderen erfolgversprechenden Weg verfolgt die Bremen Overseas Research and Development Agency (BORDA), die wichtige örtliche Entscheidungsträger, zum Beispiel in strukturschwachen Regionen Indonesiens, an einen Tisch bringt, Gelder organisiert und als Moderator auftritt. Kern dieser Strategie ist, dass Dorfgemeinschaften eigenverantwortlich den Bau und den Erhalt neuer Toilettenanlagen planen.

Neben der Lage in vielen Entwicklungsländern gilt es, auch die Staaten zu betrachten, die flächendeckend über eine sanitäre Versorgung und ein Abwassermanagement verfügen. Aus dieser Position heraus sind neue Ansätze für die Regen- und Abwasserbewirtschaftung hervorgegangen. Dabei fällt Schweden, den Niederlanden und auch Deutschland eine Vorreiterrolle in Bezug auf innovative Sanitärkonzepte zu.

In Deutschland gilt die schnelle und damit schadlose Ableitung von Regenwasser als traditionelle Maxime. Durch die Anlage von Mulden oder Mulden-Rigolen-Systemen kann Regenwasser versickern oder verdunsten, wodurch die Abflussmenge deutlich reduziert wird. Durch den integrierten Bodenfilter wird es von Verunreinigungen durch Schwermetalle aus dem Straßenverkehr befreit, bevor es wieder in den Wasserkreislauf gelangt.

Auch das Abwasser aus Haushalten kann in die sehr unterschiedlichen Bestandteile Grauwasser (Waschwasser im weitesten Sinne), Gelbwasser (Urin) und Braunwasser (Fäkalien) zerlegt werden. Es ist dann möglich, Brauchwasser lokal zu filtern, Fäkalien zu kompostieren und Urin als Düngemittel zu verwenden. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) erarbeitet derzeit technische Regeln hierfür. Derartige dezentrale Anlagen, die unabhängig von einem zentralen Abwassernetz betrieben werden, bieten vor allem für ländliche Regionen finanzielle Vorteile (keine Erschließung nötig).

Weiteres Augenmerk gilt der demographischen Entwicklung in strukturschwachen, von Abwanderung betroffenen Regionen wie Brandenburg. Dort besteht das Problem, dass die Ver- und Entsorgungsnetze teilweise unterbelastet sind, was zu Schäden an der Infrastruktur führt. Vor allem aber verlängert sich die Aufenthaltsdauer des Wassers in den Netzen, was sich negativ auf die Trinkwasserqualität auswirken kann beziehungsweise im Abwassernetz zu Korrosion und Geruchsbildung führt. Hier ist ein intelligenter Stadtumbau gefordert, wobei dem flächenhaften Rückbau der Vorzug vor dem lückenhaften Rückbau gegeben werden sollte, um eine gute Auslastung der Hauptleitungen zu gewährleisten.

Das Internationale Jahr der sanitären Grundversorgung 2008 ist wichtig, um einerseits eine breite Öffentlichkeit sowohl auf weltweite Missstände als auch auf Richtung weisende Ideen in Bezug auf den Umgang mit dem Leben spendenden Gut Wasser aufmerksam zu machen und anderseits politische Entscheidungsträger, Nichtregierungsorganisationen und die Wirtschaft zu sinnvollen Kooperationen zu bewegen.

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Materialien

Die Wasserdirektoren der EU-Mitgliedsstaaten haben neben anderen auch eine Leitlinie zur einheitlichen Interpretation der WRRL hinsichtlich der signifikanten Belastungen beschlossen. Folgende Themen werden im Leitfaden unter anderem behandelt:

  • Analyse von Belastungen und Auswirkungen: Gemeinsames Verständnis
  • Grundsätzliches Vorgehen bei der Analyse
  • Tools
  • Daten- und Informationsquellen
  • Beispiele derzeitiger Praxis

Der Leitfaden ist derzeit nur in englischer Sprache verfügbar, aber eine deutsche Zusammenfassung steht Ihnen hier auch als Download zur Verfügung.

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